Enger 1825 |
1825 begannen in
meiner Heimatstadt Enger und vielen anderen Teilen Preußens Vermessungen
für die Aufstellung eines neuen Liegenschaftskatasters. Mit diesem sollten
die Grundsteuern gerechter verteilt und erhöht werden. Man erkannte aber schon
bald, dass die Ergebnisse der Vermessungen, die heute oft als 'Urkataster'
bezeichnet werden, geeignet waren, auch private Rechtsverhältnisse ( u.a. das Eigentum an den Grundstücken, deren Grenzen,
Lagen, Größen und Nutzungen ) zu dokumentieren.
Listen oder
Tabellen für die mit Abgaben belasteten Grundstücke hatten mehrere
Landesherren schon Jahrhunderte vorher aufstellen lassen. Bekannt sind hier u.
a. das 'Urbar' für die Grafschaft Ravensberg aus
dem Jahre 1556. Keines dieser älteren 'Kataster' aber ist qualitativ mit
dem aus dem Jahre 1825 vergleichbar. Was die preußischen Landmesser
damals erreicht haben, kann auch aus heutiger Sicht nur bewundert werden. Mit
primitiven Mitteln und einem Maßsystem aus Ruten, Fuß und Zoll
(3,766 m, 0,314 m, 2,615 cm, preußische Maße) erstellten sie
Unterlagen, die zum Teil heute noch praktische Bedeutung haben.
Für das
Gebiet der Stadt Enger und weiterer Gemeinden hat der Architekt Schluckebier um
1948 verschiedene Karten nach dem 'Urkataster' gezeichnet, die überwiegend
im Stadtarchiv Bielefeld aufbewahrt werden. Eine Karte für Enger habe ich
mit Unterlagen aus dem Staatsarchiv Detmold ergänzt und damit die
Grundlagen für ein maßstabgerechtes Modell meiner Heimatstadt
geschaffen, das in Verbindung mit einem Erläuterungsheft u. a. die Lage
der Stadt, die Bebauung, die Größen und die Eigentümer der
einzelnen Stätten sowie die Bodennutzung darstellt.
Hier die Karte:
Und hier mein
Modell:
Das Modell zeigt
die Kirche als Zentrum der Stadt im Jahre 1825. Nur wenige Häuser lagen im
Außenbereich.
Das gesamte
Stadtgebiet war damals 4,86 Quadratkilometer groß, nach den alten
preußischen Maßen etwa 1903 Morgen ( 1
Morgen = 2553 Quadratmeter ). Davon sind im Rahmen auf der Karte und im Modell
etwa 13 % dargestellt. 58 % der Gesamtfläche der Stadt waren Ackerland, 30
% Wiesen und Weiden und 12 % Hofflächen, Gärten und Wege und Wald.
Regine Krull hat
für 1818 bereits 1229 Bewohner unserer Stadt ermittelt. 1825 dürften
es etwa 1300 gewesen sein. Heute leben in Enger mehr als 20.000 Einwohner.
Schon 1783 gab es
hier nach Heinz Potthoff und Gustav Engel 106 Bewohner, die ein Gewerbe
betrieben und sicher auch Vieh hielten. Die Zahl der Kühe haben Heinz Potthoff für 1784 und Regine Krull für
1852 mit 200 angegeben. Nach diesen Quellen hat die Zahl der Ziegen ebenfalls
etwa 200 betragen. Groß dürfte auch die Anzahl der im Stadtgebiet
gehaltenen Schweine, Gänse und Hühner gewesen sein.
Das Modell und die
vorgenannten Zahlen zeigen Enger am Anfang des 19. Jahrhunderts als kleine
geschlossenen Ackerbürgerstadt, deren Bebauung von der Kirche und dem dort
erkennbaren 'Rundling' bestimmt wurde.
Seit der
vorübergehenden Schließung des Widukindmuseums
wegen dringender Reparaturen befindet sich das Modell mit ergänzenden
Unterlagen im Rathaus der Stadt Enger, Erdgeschoß, vor den Aufgang zu den
Sitzungssälen. Ein Erläuterungsheft mit zahlreichen Hinweisen ist bei
der Stadtverwaltung für 2,00 EURO erhältlich.
Viele weitere
Angaben u. a. zur Geschichte der Widukindstadt Enger
enthalten die von der Stadt herausgegebenen Hefte 'Beiträge zur
Stadtgeschichte', auf die auch in der umfangreichen und schön gestalteten Homepage der Stadt Enger hingewiesen
wird.
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Alle Rechte nun bei der Erbengemeinschaft |