Ursula Fleer, geb. Plümer

 

Diesen Lebenslauf habe ich, Ewald Fleer, im Juli 1998 vorsorgend geschrieben.
Er wurde der Gemeinde bei der Trauerfeier für meine Frau am 10. Dezember 2002 von dem Pfarrer Koch in Enger vorgetragen.

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diese Zeilen allein veröffentlichen darf, ohne weitere Hinweise auf das literarische und sonstige Schaffen meiner Frau. Aber sie waren das, was ich im Dezember 2002 mitteilen konnte und auch jetzt sagen möchte. Vielleicht ergänze ich sie eines Tages.

Ursula Fleer wurde am 20. April 1916 hier in Enger geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Georg Plümer und dessen Ehefrau Elfriede, geb. Hartke.

Ursula Fleer hatte eine unbeschwerte Kindheit in ihrem Elternhaus. Dies änderte sich jedoch 1929, als der Vater starb. Sie und eine Schwester erlebten dann, wie ihre Mutter allein und oft an den Grenzen ihrer Kraft für die Familie sorgen mußte.

Nach dem Schulbesuch in Enger und Herford begann Ursula Fleer 1932 eine Lehre in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Wipperfürth. Ihre Ausbildung zur landwirtschaftlichen Lehrerin setzte sie anschließend in Freckenhorst und Beinrode fort.

1937 trat Ursula Fleer ihre erste Stelle als Lehrerin an der Landwirtschaftsschule Gerdauen in Ostpreußen an. Sie liebte dieses Land und seine Menschen. Es wurde für sie zur zweiten Heimat, für die sie sich in den folgenden Kriegsjahren mit ihrer ganzen Kraft einsetzte. Im September 1944 wurde dort ihre Tochter Gundula geboren.

Nur wenige Monate später war Ostpreußen Kriegsgebiet. Ursula Fleer erlebte die Schrecken und Leiden des Krieges wie viele andere Menschen. Es folgten Flucht, Zwangsarbeit und Erniedrigungen. Ihr Lebenswille erlosch nicht, weil ihre kleine Tochter sie brauchte. Beide kamen im Sommer 1945 nach Enger zurück und fanden liebevolle Aufnahme im Elternhaus.

Noch im gleichen Jahr gründete Ursula Fleer zusammen mit anderen Frauen die Werkarbeitsgemeinschaft Enger, deren Leiterin sie bald wurde und bis 1981 blieb. In fast vier Jahrzehnten betreute sie ehrenamtlich viele hundert Mädchen und Jungen und viele Erwachsene, die in verschiedenen Gruppen arbeiteten, in vielen Techniken, mit vielen Materialien, die einfache Werkstücke und künstlerisch wertvolle Objekte gestalteten. Ursula Fleer erhielt für ihre Arbeit u.a. das Bundesverdienstkreuz. Sie verstand dies als Auszeichnung aller Menschen aus Enger, mit denen sie viele Jahre lang kreativ arbeiten konnte.

Ursula Fleer und Ewald Fleer trafen sich 1949. Sie half ihm, als er lange und schwer erkrankte. Beide heirateten 1951. Anschließend wurden die Kinder Eike, Elise und Erdmuthe geboren. Vier Kinder, Haus und Garten und die Werkarbeitsgemeinschaft betreute Ursula Fleer fortan mit Aufmerksamkeit und Hingabe. Sie verband Pflichten und Interessen mit großer Willenskraft und erreichte Außergewöhnliches, oft mit wirklich letzten Kräften. Tägliche Tischgebete in der Familie wurden für sie selbstverständlich. In der Familie Fleer entstanden nicht zuletzt dadurch Bindungen, die bestehen bleiben, Erinnerungen, die unauslöschlich sind, Gewißheiten, die auch Schmerzendes wie den frühen Tod von Gundula, der Tochter, der Schwester, überwindbar machten.

Der Ehemann, die Kinder und Enkelkinder sind dankbar, dass Ursula Fleer so lange Mittelpunkt ihres Lebens sein durfte. Sie werden in Liebe an sie denken. Für sie alle ist dieser Tod nicht das hoffnungslose Ende eines Menschenlebens. Er gibt ihnen vielmehr die Gewissheit, dass Ursula Fleer, die Ehefrau, die Mutter, die Großmutter, jetzt auf einem anderen Wege ist, auf einem Wege, der hinführt zu Gott.



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Alle Rechte nun bei der Erbengemeinschaft
von Ewald Fleer, 32130 Enger