Es könnte ja sein, dass ihr einen Löwen fangen wollt, einen ganz großen mit riesigem Maul und schrecklich langen Zähnen.

Das ist gefährlich. Lebensgefährlich! Man muss sehr mutig sein und sollte außerdem genau wissen, wie man es macht.

Wer das nicht weiß, sollte zuerst einen klugen Fuchs besuchen und sich von dem helfen lassen.

In meiner Geschichte erzähle ich euch ganz genau, wie sogar ein altes Pferd einen großen Löwen fangen konnte, weil ein Fuchs ihm geholfen hat.

 

 

 

Das Pferd, der Fuchs und der Löwe

 

(Wie ein Pferd einen Löwen fing)

Nach Gebr. Grimm: Der Fuchs und das Pferd.

 

Ein Pferd kam sehr betrübt daher
und hatte Sorgen, schrecklich schwer.

Es blickte traurig durch die Mähne
und weinte eine Pferdeträne.

Sooo groß!

 

 

Ein Fuchs rief: „Pferd, ich hasse Trauer!
Ich bin dein Freund, erzähl genauer,
warum du weinst am frühen Morgen.
Ich kenne Hilfen gegen Sorgen!“

Das Pferd sprach: „Fuchs, mir knurrt der Magen.
Das Futter fehlt mir schon seit Tagen.

Mein Herr erklärt, dies währt so lange,
bis ich, das Pferd, ´nen Löwen fange ...

Er weiß, dass ich dies niemals kann! -
Ich soll verhungern – irgendwann ...!“

Der Fuchs sah lächelnd hoch zum Pferde.
Sein Schwanz beklopfte laut die Erde.

Der Schlingel hatte einen Plan.
Er sprach: „Ist alles bald getan.

Wer will, kann auch zum Ziel gelangen,
den allergrößten Löwen fangen!

Wenn du, mein Freund, geduldig bist,
dann helfe ich mit Mut und List.

Mit List und Mut wird alles gut.

Ich rate dir, du legst dich hin
und fragst nicht lange nach dem Sinn.

Versprich es, dass du dich nicht regst,
kein Auge und kein Ohr bewegst,

bis ich erkläre: Jetzt steh auf!
Jetzt hast du ihn! Jetzt zieh und lauf!“

„Okay. Ich habe keine Angst
und tue gern, was du verlangst.“

So sprach das Pferd. Dann lag es dort.
Der Fuchs lief schnell zum Löwen fort.

 

 

Er rief: „Mein Herr, ich kann dir sagen,
was dir noch fehlt zum Wohlbehagen!

Ein großes Pferd liegt tot im Wald!
Beeile dich! Das Tier wird bald
von dummen Geiern aufgefressen.
Ein frecher hat schon draufgesessen!“

Der Löwe fletschte seine Zähne
und schüttelte die lange Mähne.

UuuAaaaah!“ begann er mit Gebrüll.
„Hier frisst man nur, wenn ich das will!

Das gute Fleisch soll mich vergnügen!
Die Geier können Knochen kriegen!

Kapiert? Hier gibt es kein Palaver!
Voran! Wir gehen zum Kadaver!“

Und das geschah. Bald warn sie dort.
Das Pferd lag noch am gleichen Ort -
ganz still - wie tot. Nichts regte sich,
nicht mal ein Ohr bewegte sich...

Der Löwe rief. „Ein großer Brocken...!“
In seiner Stimme klang Frohlocken.

„Ich sehe Fleisch für viele Tage!
Jedoch, entschuldige die Frage,

wie soll ich das zur Höhle bringen?
Du kluger Zwerg, wie kann’s gelingen?“

Der Fuchs sprach: „Herr, ist kein Problem,
ist schnell getan, und angenehm.

Du legst dich hin. Ich knote dann
den Pferdeschwanz an deinen an.

Du ziehst das Tier am Schwanz nach Haus
zum großen tollen Festtagsschmaus -

und kannst mit deinen sieben Frauen
gewaltig kauen und verdauen!“

Der Löwe sagte: „Ooooo - genau!
Ein guter Plan - phantastisch - schlau!“

 

 

Er legte sich beim großen Pferde,
am Hinterteile, auf die Erde.

Der Fuchs verband mit festem Knoten,
das hatte er ja angeboten,

den Pferde- und den Löwenschwanz...
Und dann begann ein wilder Tanz.

Er gab dem Pferde einen Klaps
und rief ihm zu: „Mein Freund, ich hab’s!

Es ist geschafft! Steh auf! Steh auf!
Jetzt hast du ihn! Jetzt zieh und lauf!“

Ihr hättet das erleben sollen...
Der Löwenmann begann zu grollen.

Er brüllte, schrie mit Löwenkraft:
„Gemeinheit! Schrecklich! Grauenhaft!

Nun zieh doch nicht! Du tust mir weh!
Wo gehst du hin? Ojemine...!

Ich wollte dich doch nur verspeisen
und nicht an deinem Schwanz verreisen ... !

Ganz anders war es ausgedacht!
Der Fuchs hat großen Mist gemacht!

Du schmeckst mir gar nicht! Jammer! Graus!
Hör auf! Hör auf! Ich will nach Haus!"

Doch alles Schreien half ihm nicht,
auch nicht ein wütendes Gesicht.

Das Pferd erklärte: „Komm schon mit!“
Es stampfte sehr bei jedem Tritt

 

 

und zog den Löwen mit sich fort,
geradewegs zum Heimatort.

In diesem kamen sie bald an.
Es staunte darin jedermann.

Die Leute hörten bisher nie,
dass dort ein Löwe HILFE schrie.

Er wurde an den Zoo verkauft
und auf den Namen Fritz getauft.

Dem Pferde ging es lange gut.
Es kriegte neuen Lebensmut

und reichlich Futter, ohne Klage,
bis hin zum Ende seiner Tage.

 

 

Der Fuchs, der Schlingel, hat indessen
so manche fette Maus gefressen.

Auch Hühner hat er schon gestohlen!
Ein Jäger soll sein Fell bald holen.

Er sprach zu mir: „Nun hilf mir doch!
Ich sitze tief in meinem Loch

und kann nur nachts spazieren gehn.
Ein großes Unrecht soll geschehn!

Schreib schnell mal auf, was ich einst tat,
als mich das Pferd um Hilfe bat.

Dann können alle Kinder lesen:
Der Fuchs ist schlau und lieb gewesen.

Sie sollen allen Jägern sagen,
ich hätte doch nur Kraut im Magen!

Und wenn sie mal zum Tierpark gehn
und dort den Fritz im Käfig sehn,

dann sollen sie ihm Grüße bringen
und auch ein kleines Liedchen singen.

Es macht sie alle froh.
Das Liedchen, das geht so:

Ein Löwe sitzt im Zoo
auf seinem Po.
Der Wärter bringt ihm Futter
wie eine Löwenmutter.
Das macht den Löwen froh.
Das macht den Löwen froh.

Ein Löwe sitzt im Zoo
auf seinem Po.
Er kann dort niemand beißen,
nur in die Ecken sch ... auen
Das macht die Kinder froh.
Das macht die Kinder froh..



Hochgeladen auf priormart.com

Alle Rechte nun bei der Erbengemeinschaft
von Ewald Fleer, 32130 Enger